02.10.2024

Digitale Kompetenzen von FrauenSchlüssel zur beruflichen Zukunft in der digitalen Welt

Die Bedeutung digitaler Kompetenzen von Frauen für die berufliche Zukunft ist ein zentrales Thema in der heutigen Arbeitswelt, insbesondere im Kontext der fortschreitenden Digitalisierung. Diese Veränderungen erfordern nicht nur technisches Wissen, sondern auch soziale und interdisziplinäre Fähigkeiten, die Frauen häufig mitbringen. Dennoch bleibt der Frauenanteil in digitalen Berufen, wie Datenanalyse, Web-Design oder Software-Entwicklung, alarmierend niedrig, was nicht nur individuelle Karrierechancen beeinträchtigt, sondern auch gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen hat.

Der aktuelle Stand der digitalen Kompetenzen

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft liegt der deutschlandweite Frauenanteil in Digitalisierungsberufen bei lediglich 16,3 Prozent. Dies ist besorgniserregend, da digitale Kompetenzen für die erfolgreiche Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich sind. Die Nachfrage nach Fachkräften in diesen Bereichen ist hoch, während gleichzeitig ein erheblicher Fachkräftemangel besteht. Um diesen Missstand zu beheben, müssen bereits in der Schulbildung geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um Mädchen zu ermutigen, digitale Kompetenzen zu entwickeln und Berufe in diesem Sektor zu wählen.

Eine Untersuchung des RWI Leibniz-Instituts zeigt, dass Mädchen und Jungen in der neunten Klasse ähnliche digitale Kompetenzen aufweisen. Allerdings entscheiden sich Mädchen nur dann für MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik), wenn sie überdurchschnittliche digitale Fähigkeiten haben. Dies steht im Kontrast zu Jungen, bei denen dieser Zusammenhang nicht so ausgeprägt ist. Hierbei spielt das Selbstvertrauen eine entscheidende Rolle: Mädchen schätzen ihre digitalen Fähigkeiten oft geringer ein als Jungen, was ihre Berufswahl beeinflusst.

Gender Digital Gap und die Rolle von Bildung und Weiterbildung

Der sogenannte „Digital Gender Gap“ verdeutlicht die Unterschiede in den digitalen Kompetenzen zwischen den Geschlechtern. Eine Studie zeigt, dass Frauen im Durchschnitt geringere digitale Kenntnisse besitzen als Männer (Digital Index: Frauen 51, Männer 61). Diese Kluft wird durch stereotype Vorstellungen verstärkt, wonach technisches Wissen als männlich konnotiert gilt. Solche Stereotype hemmen die Beteiligung von Frauen an der Digitalisierung und sollten aktiv abgebaut werden.

Um die digitale Kluft zu schließen, ist eine geschlechtersensible Bildungs- und Weiterbildungspolitik erforderlich. Studien belegen, dass Frauen seltener an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen und diese oftmals kürzer ausfallen als bei Männern. Eine gezielte Förderung digitaler Kompetenzen in Schulen sowie in beruflichen Weiterbildungseinrichtungen könnte dazu beitragen, das Interesse von Frauen an technischen Berufen zu steigern und somit ihre beruflichen Perspektiven zu verbessern. Durch die Vermittlung von Grundlagen in Programmierung, Datenanalyse und digitalen Technologien können Frauen für die Möglichkeiten und Chancen sensibilisiert werden, die die Digitalisierung mit sich bringt. Gleichzeitig ermöglicht die Aneignung dieser Fähigkeiten Frauen, sich auf die veränderten Tätigkeitsprofile in vielen Berufsfeldern einzustellen und aktiv an der Gestaltung der digitalen Transformation mitzuwirken.

Zusätzlich sollten Unternehmen geschlechtergemischte Teams fördern. Forschungsergebnisse zeigen, dass diverse Teams nicht nur kreativer sind, sondern auch bessere Entscheidungen treffen. Unternehmen suchen zunehmend nach Frauen für die Gestaltung der digitalen Transformation, da sie von deren Perspektiven und Erfahrungen profitieren möchten.

Fazit

Der Mangel an digitalen Kompetenzen unter Frauen ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern hat weitreichende Auswirkungen auf die Gesellschaft und Wirtschaft. Um die Gleichstellung der Geschlechter im digitalen Sektor zu fördern, sind gezielte Maßnahmen erforderlich, die bereits in der Schulbildung ansetzen und sich durch berufliche Weiterbildung fortsetzen.

Zusammenfassend ist es entscheidend, dass Bildungseinrichtungen und Unternehmen gemeinsam daran arbeiten, stereotype Geschlechterrollen abzubauen und Frauen in ihrer digitalen Entwicklung zu unterstützen. Nur durch eine umfassende Förderung können wir sicherstellen, dass Frauen gleichberechtigt an der digitalen Zukunft teilhaben und somit den Fachkräftemangel in diesem Bereich nachhaltig bekämpfen.

 

Quellen:

Bachmann, Ronald et al. (2021): Digitale Kompetenzen in Deutschland – eine Bestandsaufnahme. RWI Materialien, No. 150. RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Essen

Engels, B., Burstedde, A ., Plünnecke, A. (2023): Der Digitalisierung fehlen die Frauen. Institut der deutschen Wirtschaft. Köln. https://www.iwkoeln.de/studien/barbara-engels-alexander-burstedde-axel-pluennecke-der-digitalisierung-fehlen-die-frauen.html (letzter Aufruf: 18.09.2024)

Franken, S. (2020): Frauen und Digitalisierung – eine Liebe auf den zweiten Blick? Hochschulforum Digitalisierung.  https://hochschulforumdigitalisierung.de/frauen-und-digitalisierung-eine-liebe-auf-den-zweiten-blick/ (letzter Aufruf 18.09.2024)

Initiative D21. (2021): Digital Skills Gap. https://initiatived21.de/uploads/03_Studien-Publikationen/Digital-SKills-Gap/digital-skills-gap_so-unterschiedlich-digital-kompetent-ist-die-deutsche-bevoelkerung.pdf (letzter Aufruf 18.09.2024)

Lott, Y. (2023): Der Gender Digital Gap in Transformation?. WSI-Report Nr. 81

Oliveira, D. (2017): Gender und Digitalisierung. Working Paper Forschungsförderung Nr. 037. Hans-Böckler-Stiftung.

Wiemers, A. (2021): Information und Kommunikation im Wandel – die Entwicklung digitaler Kompetenzen während der Coronapandemie. Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. https://opus4.kobv.de/opus4-hnee/frontdoor/deliver/index/docId/321/file/Masterarbeit_2021_Wiemers_final_OPUS.pdf (letzter Aufruf 18.09.2024)

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